Großer Kindersegen am Affenberg Salem – Wer ist der beste Babysitter?
Auf dem Affenberg in Salem, dem bekannten Tier- und Naturpark am Bodensee, präsentieren derzeit viele der dort lebenden Tierarten ihren Nachwuchs. Sieben Babys zählt man bei den Berberaffen, aus jedem Horst der rund 50 Storchenpaare schauen mindestens zwei Storchenküken, die Schwäne sind mit ihrem Nachwuchs auf dem Weiher unterwegs, ebenso die Rostgänse, die mit ihren 16 (!) Küken die Rangliste der Anzahl tierischen Nachwuchses anführen. Und auch beim Damwild rechnet man jederzeit mit der Geburt der Kitze. Bei einem solch großen Kindersegen in allen Tierfamilien fragt man sich zu Recht, wer eigentlich die Aufzucht übernimmt.
Salem, 30. Mai 2022. Man hört und sieht es überall auf dem Parkgelände des Affenbergs in Salem: Es herrscht Babyalarm. Und weil die Kleinen, ganz gleich welcher Tierart, umfangreiche Hege und Pflege brauchen, fragt man sich natürlich, wie das eigentlich mit der Rollenverteilung in den Tierfamilien ist. Antworten auf die Frage nach dem besten Babysitter liefert ein aufmerksamer Besuch im renommierten Tierpark.
Los geht es mit Familie Adebar. Die Störche mit ihren Küken begrüßen die Besucher bereits am Eingang. In allen Horsten der 50 Brutpaare gibt es Nachwuchs. Es sind teilweise bis zu vier Küken pro Paar, die in den letzten Wochen das Licht der Welt erblickt haben und derzeit gut in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien beobachtet werden können. Und beim Blick in die Luft sieht man auch, dass die Elterntiere beide vollauf beschäftigt sind. Hier kümmern sich Männchen und Weibchen gleichermaßen um den Nachwuchs, denn rund 4 bis 5 Kilogramm Nahrung pro Tag wollen für 4 halbwüchsige Jungstörche beschafft und angereicht werden.
Eine etwas andere Arbeitsteilung gibt es bei den Rostgänsen. Die Höhlenbrütersind paarlebend, sind eigentlich in Asien und Nordafrika beheimatet und legen in der Regel bis zu sechs Eier. Die Affenberg- Familie hat es so auf 16 Küken gebracht, die mit dem Muttertier auf dem Weiher unterwegs sind, während das Männchen auf einem höheren Posten ein wachsames Auge auf seine große Familie hat. Und wenn’s brenzlig wird, attackiert er auch mal diejenigen, die seinen Lieben zu nahekommen.
Beim Gang durch den Park steht als nächstes das Affenfreigehege auf dem Plan. Hier kann man sie derzeit in voller Pracht bewundern – die sieben Berberaffenbabys. Im Gegensatz zu den meisten anderen Affenarten kümmern sich hier auch die Männchen um den Nachwuchs. Nur in Sachen Vaterschaft bleiben die Affen ungewiss. Die Weibchen verpaaren sich mit mehreren Partnern und unter dem Motto „Vaterschaft unbekannt“ kümmern sich verschiedene Männchen um die Jüngsten. Dieses Verhalten dient der Kontaktaufnahme und es steigert den sozialen Rang der männlichen Babysitter. Denn mit einem Baby auf dem Bauch geht es einfach leichter, Freundschaften zu knüpfen. Aber von einem Fürsorgestreit kann keine Rede sein, es geht – auch für die Besucher gut sichtbar – mehr als friedlich zu in der Berberaffenkolonie.
Wenn man den Park schließlich in Richtung Ausgang verlässt, kann man ihn gut beobachten – den Macho auf dem Affenberg. Die Rede ist von Emil, dem Damhirsch, der hier mit 14Weibchen lebt. Und er ist auch derjenige, der für die voraussichtlich 14 Kitze, die im Juni das Licht der Welt erblicken werden, verantwortlich zeichnet. Die sicher anstrengende Paarungszeit schlägt sich bei Emil in ordentlichem Gewichtsverlust nieder. Dafür darf er sich jetzt wieder ausruhen, denn beim Damwild kümmern sich ausschließlich die Mütter um den Nachwuchs. Die Jungen haben, wie bei den Rehen auch, kaum einen Eigengeruch, weshalb die Säugephase relativ kurz ist und die Kitze schnell auf eigenen Beinen stehen.
Ein Ausflug zum Affenberg lohnt sich in dieser Zeit ganz besonders, denn alle Jungtiere lassen sich derzeit ohne Scheu gut beobachten. „Wir freuen uns sehr über den großen „Kindersegen“ hier bei uns auf dem Affenberg. Wir haben wohl alles richtig gemacht, denn die Tiere fühlen sich bei uns wohl und vertrauen auf eine geschützte Umgebung, in der sie in Ruhe ihren Nachwuchs großziehen können.“, so Dr. Roland Hilgartner, Biologe und Parkleiter des Affenberg Salem.
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